Das Magazin ManagerSeminare hat mich interviewt zu dem Thema "New Work Kommunikation: Welche Gesprächskompetenzen braucht es in Zukunft?"

Hier die Auszüge aus dem Artikel:

Was sonst passiert, hat Sebastian Pflügler oft beobachtet, auch außerhalb der digitalen Kommunikation. Bevor er Berater für New Work Skills geworden ist, hat er als Soft Skills Trainer in der Finanzbranche unter anderem Scrum Master ausgebildet – und viele New-Work-Prozesse an einer zu glatten, unechten Kommunikation scheitern gesehen. „Menschen sagen oft nicht, was sie meinen, sie sprechen in Businessfloskeln oder zitieren Formeln aus dem Kommunikationstraining“, so Pflügler.

Authentische New-Work-Kommunikation hingegen erfordert, dass man sich vor allem mit dem Warum befasst. Statt „richtig“ klingen zu wollen oder möglichst wenig anzuecken, sollte man sich fragen: Warum kommuniziere ich überhaupt, was möchte ich bewirken? Um die eigene Kommunikationsabsicht zu ermitteln bzw. zu präzisieren, hat Pflügler die WIESE-Methode entwickelt (s. Kasten).
„Wenn man weiß, welche Absicht man verfolgt, findet man leicht eigene Worte“, ist Pflügler überzeugt.

„Je weniger Definitionsmacht jedoch vorhanden ist, desto mehr müssen Teammitglieder in der Lage sein, selbst eine gemeinsame Basis auszuhandeln“, so Pflügler.

Das fängt schon bei Wortbedeutungen an. Wird in Projekten gearbeitet mit temporären, divers zusammengesetzten, interdisziplinären Teams, kann wenig als Konsens vorausgesetzt werden. „Menschen arbeiten schnell und intensiv zusammen, die sehr unterschiedliche Hintergründe und Interessen haben“, sagt Pflügler. Verständigung ist da nicht selbstverständlich: Den Begriff „einfach“ zum Beispiel versteht jemand, der sich um User Experience kümmert, anders als jemand, der für die Programmierung zuständig ist. Geht es im einen Fall um Barrierefreiheit und intuitives Handling, stehen im anderen Fall Code Struktur, Wiederholbarkeit und Kosten im Vordergrund. Zusammenarbeit erfordert folglich eine Art Übersetzungsarbeit, bei der sich alle die Mühe machen müssen, ihre Sprachmuster übereinzubringen, erläutert Pflügler. Statt sein eigenes Verständnis durchzusetzen, ist bewusstes Zuhören gefragt und die Bereitschaft, sich in die Logik des anderen hineinzudenken:
Wie meinst du das? Was bedeutet das für dich? Mit welcher Definition wollen wir arbeiten?
Ausgehandelt werden müssen auch die im Team gültigen Regeln und Verfahren: „Wie gehen wir miteinander um, wie entscheiden wir, was tun wir bei Uneinigkeit?“, nennt Pflügler Beispiele.

Zur Klärung der eigenen Aufstellung muss eine weitere Fähigkeit hinzukommen:

Aushalten. Die ist nicht nur in Zeiten äußerer Unsicherheit gefragt, New Work ist per se mit vielen Unwägbarkeiten und Risiken verbunden.
Schon sich authentisch zu äußern und damit zu exponieren, erfordert eine gewisse Stabilität. Auch die mitunter langwierigen und unvorhersehbaren Aushandlungsprozesse gilt es auszuhalten, ebenso wie die Verantwortung für den eigenen Anteil daran. Pflügler spricht von Ergebniskompetenz:
„Ich muss damit umgehen können, was ich kommunikativ verursacht habe“, so der New-Work-Experte. Auszuhalten sind schließlich auch die Ergebnisse der Auseinandersetzung mit sich selbst, die möglichst transparent gemacht werden müssen, damit andere sich danach richten können. Im Gegenzug heißt das, dass auch die Meinungen und Ziele der anderen auszuhalten sind. Das gilt auch und besonders, wenn diese von den eigenen abweichen. Zwar ist es ein natürlicher Impuls vieler Menschen, Konflikte möglichst sofort aufzulösen.
Besser ist es aber, mit dem Widerspruch erst einmal umzugehen.
„Dissens sollte der Start, nicht das Ende der Kommunikation sein“, sagt Pflügler. Gewissermaßen sind die unterschiedlichen oder sogar widersprüchlichen Aufstellungen der Kern von New Work, weil sie die Aushandlungsprozesse überhaupt erst möglich machen – und so ergiebig sind. Statt ihn aufzulösen, gilt es daher, Dissens auszuhalten, um mehrere Standpunkte prüfen und die Argumente nutzen zu können, die mit einem schnellen Konsens verloren gehen würden. In Zeiten, in denen Unsicherheit und Angst regieren, ist das eine besondere Herausforderung.