Diese drei kommunikativen Denkfehler sollten Sie in der agilen Arbeitswelt vermeiden, wenn Sie schwierige Gespräche gut führen wollen.

Gleichmal vorneweg: Natürlich waren diese kommunikativen Denkfehler auch schon vor 20 Jahren nicht hilfreich. Allerdings wirken sich diese in der heutigen Arbeitswelt wesentlich stärker aus. Warum? Aufgrund flacherer Hierarchien und neuer Organisationsformen wie Holocracy, in denen Positionsmacht oftmals zeitlich begrenz ist, müssen mehr denn je schwierige Gespräche durch die Mitarbeiter selbst auf Augenhöhe ausgetragen werden. Zudem ist heute auch der Anspruch an das Zwischenmenschliche ein anderer: Wo früher Hierarchie, Einseitigkeit und Machgetriebenheit anzutreffen war, soll heute Augenhöhe, Lockerheit und Respekt vorherrschen. Somit also der ideale Nährboden, um mit Kommunikation Menschen wirklich zu erreichen oder eben auch Beziehungen zu erschweren. Wenn Sie diese Denkfehler vermeiden, ist ersteres wahrscheinlicher.

Das Gleichsetzen von Wirkung und Intention

Wir Menschen neigen dazu, die Wirkung, die ein bestimmtes Verhalten auf uns hat, mit der Intention des Handelnden gleichzusetzen – gerade wenn es negativ ist. Etwas hat mich verletzt, also wollte derjenige micht verletzen. Ich fühle mich hintergangen, also wollte derjenige mich hintergehen. Das ist allerdings in den seltensten Fällen wirklich so. Ich unterstütze Menschen seit mittlerweile acht Jahren bei ihrer zwischenmenschlichen Kommunikation und die wenigsten gehen mit solchen Vorsätzen in Gespräche. Aus guten Intentionen können negative Wirkungen entstehen und aus schlechten etwas Positives (bspw. Ein Kollege will ein Projekt an sich reißen (Achtung Interpretation ;)!) und man selbst ist froh, dass dieser Kelch an einem vorüberging). Hüten Sie sich also bitte davor diese beiden Sachen gleichzusetzen. Spiegeln Sie stattdessen die Wirkung des Verhaltens und fragen Sie nach der Intention und Absicht.

Das Denken in Schuld- statt Beitragframes

Jedem ist es schon mal passiert. Der Gedanke: „Der oder diejenige ist schuld!“ macht sich in unseren neuronalen Schluchten breit. Vorgang damit kategorisiert, Reflexion beendet. Doch leider sind zwischenmenschliche Prozesse und Kommunikation ein komplexes Phänomen, weshalb man mit monokausalen und unterkomplexen Konzepten selten weiterkommt. Bei Schuld sind die Rollen klar verteilt (Du schuldig – Ich unschuldig) und das Interaktionsmuster ist festgelegt (Du entschuldigst Dich – Ich nehme barmherzig an). In meinem Workshops und Beratungen frage ich häufig, wie oft die Leute eine Entschuldigung bekommen haben, die wirklich von Herzen kam, wenn Sie davor die Schuldkarte gezückt hatten. Kaum jemand kann das bejahen. Klar, weil der Gegenüber in Reaktanz geht. Keiner hat gerne die Schuld und eine Entschuldigung, die mir abgerungen wird, ist eben meist nur ein Lippenbekenntnis. Wir Menschen machen viel eher das, was andere wollen, wenn wir auch die Freiheit haben es nicht zu tun. Ich entschuldige mich gerne von Herzen, wenn mein Gegenüber mir zeigt, dass ich es gar nicht müsste. Statt also in Schuldframes (Denkrahmen) zu denken, sollte man die Beiträge beider Seiten ansehen. Was haben beide zur Situation beigetragen, dass die Situation so entstanden ist, wie sie entstand? Und was können beide sie in Zukunft tun, um eine für beiden Seiten gute Lösung zu kreieren? Statt also dem anderen zu sagen, dass er schuld sei, dass man so wenig Redeanteil im wichtigen Meeting hatte, sollte man schauen, was auch der eigene Beitrag war (bspw. die Gesprächsführung zuvor nicht abzustimmen) und wie eine gute Lösung in Zukunft aussehen könnte mit der sich beide wohlfühlen. Hieraus entsteht ein offener Zukunftsdialog, statt vergangenheitsorientiert zu schauen, wem der schwarze Peter zuzuschieben ist.

Die fehlende Differenzierung zwischen Verstehen und Einverstanden sein

Seit zwanzig Minuten dreht sich das Gespräch im Kreis. Ihnen geht langsam die Energie und auch die Lust flöten. Woran kann das liegen? Bspw. daran, dass sie verstehen und einverstanden sein gleichsetzen. „Wenn ich sage ich verstehe das, dann denkt der ja ich bin einverstanden“, fasste es mal einer meiner Coachees zusammen. Nein. Sie können viele Dinge verstehen, aus dem Blickwinkel des Anderen, seinem Informationsstand oder seiner Lebensgeschichte, seine Wahrheit nachvollziehen – deswegen muss es aber noch lange nicht ihre Wahrheit werden. Und deswegen müssen sie noch lange nicht danach handeln. Ich glaube, dass ein Großteil der fehlenden Empathie und des fehlenden Verständisses daher rührt, dass wir denken durch ein intensives Verstehen entstehe eine Art von Handlungsdruck. Das ist aber nicht so! Sie können zutiefst die Engpässe ihres Mitarbeiters bei der Umsetzung eines Projektes verstehen und empathisch bei ihm sein und trotzdem seinem Wunsch, dass Sie das Projekt übernehmen, nicht Folge leisten sondern die Verantwortung bei ihm belassen. Beides geht, wenn Sie sowohl-als auch denken können und den Unterschied zwischen beidem verstehen. Und noch als Praxistipp: Kaum verstehen sich beide Seiten und hören sich wirklich zu, findet man oft auch eine Lösung, mit der beide einverstanden sind ;).

Wer verständlicher kommunzieren will, muss klarer verstehen, was bei einem selbst abläuft und sich öfter die Frage stellen: Wie sollte ich denken, damit ich wieder Verbindung zum Gegenüber herstellen kann? Denn das ist es, worum es bei Kommunikation geht: Echte Verbindung zwischen Menschen herzustellen.